Eine altehrwürdige, fruchtbare, gastfreundliche und vielseitige Kulturlandschaft
Mit einer Gesamtfläche von lediglich etwa 3100 Hektar und einer ungefähren Jahresgesamtproduktion von ca. 20 Millionen Litern gehört das Weinanbaugebiet des Rheingaus zwar zu einer der kleinsten, aber auch feinsten in Deutschland. Schon die Römer erkannten die nahezu perfekt für die Kultivierung von Reben geeigneten natürlichen regionalen Bedingungen in Form eines sehr milden, fast frostfreien und an Niederschlägen armen Klimas sowie die vielversprechenden und vielseitigen Böden vorrangig aus Löss, Lehm, Ton, Vulkangestein, Schiefer und Muschelkalk, deren jeweilige Charakteristik sich in den einzelnen Gewächsen und Erzeugnissen deutlich widerspiegelt.
Unter der Regentschaft Karls des Großen und verstärkt ab dem Jahr 1000 wurde der Weinanbau dann großflächig und zunehmend gewinnbringend vorangetrieben, bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert genießt der hauptsächlich produzierte und in alle Welt exportierte Rheingauer Riesling globalen Respekt und hohe Wertschätzung unter Liebhabern und Önologen. Die sprichwörtliche Wahrheit des Weins bedeutete für die Region auch stetig steigenden Wohlstand und große internationale Bekanntheit, die sich bis heute in großen Besucherströmen manifestiert. Für ihre ausgeprägte Weinkultur berühmte Städte und Gemeinden vorrangig im Süden des Gebietes nahe am Rhein wie zum Beispiel Rüdesheim samt seiner vielfach gerühmten Drosselgasse, Bingen mit seinen vier Weinanbaugebieten, die Rotweininsel Assmanshausen, die Wiege des Rieslings Sankt Goarshausen, die Wein-, Sekt- und Rosenstadt Eltville am Rhein, Geisenheim mit seiner Forschungsanstalt für Wein- und Gartenbau, das für seinen Riesling, Spätburgunder, Edelbrand und Sekt häufig gerühmte Lorch, Oestrich-Winkel mit seinem Wahrzeichen des ehemaligen Weinverladekrans, Kiedrich mit seiner bis ins 15. Jahrhundert zurückreichenden Weinbautradition und Walluf mit den zahlreichen gemütlichen Straußwirtschaften und Gutsschenken sind ungebrochen starke Publikumsmagnete.
Bau- und Naturdenkmäler: Rheingaugebirge, Hinterlandswald, Wispertal, Mittelrhein und Loreley
Es ist auch gerade das harmonische Miteinander von wirtschaftlichen genutzten und natürlich belassenen Flächen und Gebieten, welche die an vielen Stellen malerische Schönheit des Rheingaus ausmacht und für eine außerordentliche Attraktivität bei Urlaubern aus aller Herren Länder sorgt. Der nach einer Sagengestalt benannte Schieferfelsen Loreley und die gegenüberliegende Burg Katz im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal stellen gewissermaßen die Quintessenz klassischer Rheinromantik dar, viele weitere Schlösser und Burganlagen wie etwa in bzw. bei Reichartshausen, Reinhartshausen, Johannisberg und Vollrads liegen zumeist idyllisch zwischen Weinbergen und Wäldern und werden heute auch als Hotels, Universitäten und Spielstätten, aber auch immer noch als erfolgreiche Weingüter genutzt. Das Rheingaugebirge als westlichster Abschnitt des Hohen Taunus wiederum ist primär als hervorragendes Wandergebiet bekannt, sehr gut besucht ist zum Beispiel der Rheinsteig und der Rhein-Höhenweg, der über den Taunus-Hauptkamm führt. Etwas ruhiger und beschaulicher präsentieren sich hingegen die dortigen Nebentäler, das Wisper-, Äpfelbach- und das Ernstbachtal. Ebenfalls empfehlenswerte Wanderwege sind die Riesling Routen, der Gebückweg, der Flötenweg, der Mühlen-Wanderweg entlang des Elsterbaches, der Ansbachweg, die Strecke vom Höllental zum Niederwalddenkmal, der Johannisberger Weinwanderweg, die 18 Kilometer von Lorch zur Burg Nollig, der Rebenlehrpfad in Geisenheim, der Brunnenweg um Hattenheim und der geologische Rundwanderweg in Lorch. Ein besonderer Geheimtipp für Naturfreunde ist der bis heute abgeschiedene, nur sehr dünn besiedelte und wie aus einem Märchen entsprungene Hinterlandswald bei Presberg und Niedergladbach, ungestört von Menschen haben hier viele seltene Tiere wie zum Beispiel der Schwarzstorch ein ökologisches Refugium gefunden.